Hallo,
auf der Intermot in Köln habe ich den Can-Am Canyon zum ersten Mal "live" erlebt. Selbstredend war nicht viel mehr als Probesitzen möglich. Dazu kam, dass es sich beim dem Ausstellungsstück um ein Vorserien-Fahrzeug gehandelt hat, d. h. ein paar Verkleidungsteile waren nicht in bestem Zustand und es entsprach auch nicht hiesigen Zulassungsvorschriften. Einige Details, wie die massive Schwinge, die mächtigen A-Arms, unzählige An- und Umbaumöglichkeiten, die einklappbaren Kofferhalter und die erhöhte Bodenfreiheit waren aber durchaus sehr positiv. Über die Optik kann man sicherlich trefflich streiten, aber Schönheit liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters.
Beim 17. SpyderForum-Treffen in der Rhön konnte ich einen Canyon XT zum ersten mal "in Aktion" erleben. Leider konnte ich keine große Runde drehen, aber ein oder zwei flottgefahrene Feldwege waren möglich: Ich war total angetan! Motor und Getriebe unterschied sich nicht merklich von meinem RT; der 1330 ACE mit dem SE-6 Getriebe funktioniert tadellos. Was mir beim XT besonders positiv auffiel, war das Fahrwerk: Man kann es auf Schotter richtig "fliegen lassen" und selbst größere Schlaglöcher wurden problemlos ausgebügelt. Gepaart mit der bequemen, aufrechten Sitzhaltung erwies sich der Canyon als schlüssiges Konzept.
Im Rahmen der diesjährigen Demotour könnte ich auch den Canyon RedRock mit dem semi-aktiven Fahrwerk fahren. Die Vorfreude war groß, aber bereits nach den ersten paar Meter dahin! Die Assistenzsysteme greifen extrem früh ein; ein paar "hektische" Lenkbewegungen genügen und das Fahrzeug wird unsanft abgebremst. Da fühlte ich mich wieder an die Anfänge vor vielen Jahren zurückerinnert: Beim GS war das ebenfalls ein großes Manko, was man nur bedingt in den Griff bekommen hat. Das semi-aktive Fahrwerk des RedRock sollte das eigentlich problemlos kompensieren können - leider ist momentan das Gegenteil der Fall. Der XT mit dem "einfachen" Fahrwerk lässt sich wesentlich flotter und agiler durch die Kurven lenken. Mit dem aktuellen SW-Stand wird es für einen Canyon sicherlich schwierig, in einer gemischten Gruppe, mit den RT und F3, mitzuhalten; gerade wenn ich an die vielen Pässe denke, die wir im Rahmen der Südtirol-Tour gefahren sind. Da wäre man mit dem Canyon ein Bremsklotz gewesen!
Natürlich habe ich die verschiedenen Fahrwerksmodi durchprobiert, mit auf- und abgeklappten Sozuisfußrasten - nichts konnte mich nur ansatzweise überzeugen. Selbst mein "Dickschiff" fährt diesbezüglich in einer anderen Liga und ist dem RedRock - zumindest auf Asphalt - in allen Belangen überlegen. Noch ein kleiner Hinweis: Die Sozuisfußrasten, besser gesagt nur die Rechte, dient zur Erkennung des "Zwei-Mann-Betriebs" - das habe ich auch erst bei der Demotour gelernt: Wenn die rechte Sozuisfußraste heruntergeklappt ist, wird "Zwei-Mann-Fahrmodus" im Display angezeigt. Bei den bisherigen Spyder-Modellen erfolgt die Erkennung über einen Sensor in der (Sozius-)Sitzbank.
Was ich bei der gesamten Canyon-Familie nicht mag, ist der fehlende Rückfahrscheinwerfen. Bei den ersten Modellen 2008 konnte man das noch akzeptieren, aber mittlerweile wirkt das m. M. n. etwas aus der Zeit gefallen. Das Koffersystem, welches am dem XT serienmäßig verbaut ist, ist ebenfalls ein Flop: In das TopCase passt i. d. R. nicht einmal ein Klapp- oder Integralhelm rein - geschweige denn zwei davon. Die seitleichen Koffer sind OK, aber auch keine Raumwunder. Den fehlenden Frunk könnte man kompensieren, indem man den Soziussitz gegen eine größeres TopCase aus dem LinQ-Programm tauscht. Für Leute, meistens alleine unterwegs sind, ist das vielleicht noch zu verschmerzen, aber auch hier hat m. M. n. der Spyder RT-LTD die Nase deutlich vorne!
Mein persönliches Fazit: Der RedRock war eine herbe Enttäuschung! Ich kann nur hoffen, dass BRP hier softwareseitig nachbessert! Es sind gute Ansätze zu erkennen, aber vieles wurde einfach nicht zu Ende gedacht. Für den Preis, den BRP aufruft, muss man einfach mehr erwarten können!
Gruß,
Alex