Das letzte Urlaubswochenende steht an und es ist Spyderwetter, Frau muss nicht groß überredet werden und schon steht ihre Kawasaki zur Abfahrt bereit. Schnell in das entsprechende Outfit gehüpft, Toilettengang vor Abfahrt nicht vergessen, alle notwendigen Utensilien für einen kleinen Ausritt eingepackt und ein Ziel auserkoren.
Beide Maschinen schnurren vor sich hin, das Navi hat eine wirklich schöne und kurvenreiche Strecke durch den Harz gefunden – die beiden Fahrer sind allerbester Laune und genießen den Tag in vollen Zügen.
Nach 240 km ist das Ziel erreicht und nach einer kurzen Pause stellen wir fest, dass wir doch etwas gebummelt haben und erst weit nach Sonnenuntergang wieder im Heimathafen einlaufen würden, also entschließen wir uns ein Stück Autobahn zu nutzen, um die Nachtfahrt zu vermeiden.
Gesagt – getan; die Bahn ist relativ frei und so lassen wir die Maschinen auf mal etwas fliegen – wollen ja schließlich auch Zeit gut machen.
Unser Zeitkonto ist wieder im Bereich des Sonnenuntergangs, das heißt wir verlassen die Autostrada und kurven durch den Harz nach Hause.
So zumindest der Plan.
Bereits in der Abfahrt von der Autobahn bemerke ich, dass sich mein Gefährt deutlich schwerer lenken lässt und etwa einen Kilometer später als Linksabbieger an einer Ampel verweigert meine Diva komplett die Arbeit, geht aus und möchte auch nicht neu starten.
Absteigen und die nächsten gut 800 Meter bis zur Tanke schieben ist im Vorharz nur bei Gefälle angenehm, bergauf dauert eben etwas länger.
Weitere Startversuche bleiben erfolglos, also wird das Bordbesteck aktiviert und die ersten Verdächtigen kontrolliert. Sicherungen sind alle unauffällig, Ölstand etwa bei einem Viertel und keine losen Kabel zu finden. Die Diva steht fast komplett ohne Verkleidung da – nahezu nackt – und will uns das Problem einfach nicht offenbaren. Ein freundlicher Autofahrer, ehemaliger Biker, bietet Energie aus seinem Bordnetz an, aber auch die Starthilfe macht die Schmollende nicht munter.
Jetzt muss der ADAC her, welcher aber leider nicht zu erreichen ist.
In der Zwischenzeit kleide ich die Arbeitsverweigerin wieder an und wage nach Fertigstellung einen letzten verzweifelten Startversuch. Als wäre nichts gewesen springt sie sofort an und zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Selbstheilung kann so schön sein denken wir und setzen unsere Fahrt nach fast zweistündiger Unterbrechung fort.
25 km später, in einer kurvigen Ortsdurchfahrt, erinnert mich die Spyder an die Zeiten in denen noch nicht jedes Auto eine Servolenkung hatte und die nächste Ampel, etwa 1 km nach Ortsausgang ist Endstation. Ich rolle zur Seite und versuche einen erneuten Start, welcher auch gelingt. Allerdings dreht der Motor sofort auf 7000 Touren hoch und regelt nicht runter, mir fällt nur der Motorstoppschalter ein. Danach geht wirklich Garnichts mehr.
Mittlerweile hat die Dämmerung eingesetzt und aufgrund der Ortsverhältnisse können wir uns nur an den Straßenrand stellen und auf den ADAC warten, den wir per App informieren.
Irgendwann kommen dann auch die freundlichen Helfer mit den blauen Uniformen und leuchten uns den Weg zu einem sichereren Plätzchen.
Sternenklarer Himmel, null Uhr dreißig, irgendwo im Nirgendwo warten wir auf den Abschlepper.
Abschlepper kommt, Dreirad schnell verladen und in der Niederlassung abgestellt – um drei Uhr dreißig fallen wir ins Bett.
Am nächsten Tag hole ich die Diva huckepack nach Hause und beginne wieder mit der Fehlersuche.
Das Bordnetz röchelt nur kurz und bricht dann komplett zusammen. Batterie ausgebaut und prüfen lassen – eine Zelle ist kaputt und die Batterie nicht mehr zu gebrauchen. Ein Anruf in der Fachwerkstatt bestätigt den Symptom-Diagnose Zusammenhang und liefert dazu auch die passenden Erklärungen.
Neue Batterie gekauft – eingebaut – läuft.